Kunsu Shims
Auffassung von Musik ist stark geprägt von einem intensiven,
aber nicht intentionalen Hinhören auf die akustische Beschaffenheit von
Natur und Alltag.
Besondere Bedeutung kommt dabei der Stille zu:
Sie
schärft die Wahrnehmung für kleinste Details und kann dazu beitragen,
dass
die „Dinge des Lebensg gleichsam „zu sprecheng beginnen.
Voraussetzung dafür
ist ein geduldiges (Ab-)Warten,
eine Bereitschaft für das Spiel mit der
(eigenen) Erinnerung
und Erwartung sowie die Neugier auf ein zeiträumliches
„Zwischeng
– all dies jenseits alltäglichen Zieldenkens.
(Christian
Utz)
"trace, elements (IIa)" wurde
2005 für das Klavierduo Hara geschrieben.
Das Stück besteht aus einer Folge
von 25 clusterartigen Akkorden,
die beide Spieler durchgängig leise, im
regelmäßigen zeitlichen Abstand
und mit Halbpedal spielen.
Alle Klänge
klingen dabei - mit wenigen Ausnahmen - aus,
indem sowohl das Verklingen als
auch die Stille nach einem Klang eine wesentliche Rolle spielen.
"trace, elements (IIa)"


Das Stück wird von einer
langen Stille geteilt.
Die Gliederung scheint zunächst sehr einfach,
beide Teile sind jedoch intern auf eine komplexe Weise verbunden,
was
der äußeren einfachen Struktur eine organische Tiefe verleiht.
Die Bewegung
in Shims Musik ist elementar und ähnelt dem Atmen oder Gehen.
Seine Musik
„bewegt sichg, ohne dass man irgendwohin geführt wird.
Kunsu Shim schafft
Klänge von edler Nacktheit, fern gewöhnlicher musikalischer Orte:
sie ruhen
in sich, gleichsam neutral, doch Orte des Anfangs.
Kunsu Shim erzählte uns einmal
eine Geschichte:
eines Tages saß er in einem leeren Raum.
Durch große
Fenster strahlte die Nachmittagssonne tief in ihn hinein.
Es war so still,
als ob sogar diese Stille nicht existieren würde.
Er dachte, er brauche
diesem Raum nichts hinzu zu fügen,
da er ihm so vollkommen schien. Dabei war
ihm bewusst geworden,
dass Musik genau wie Licht in diesem Raum wirken
sollte.
„trace, elements (IIa)g ist aus
dieser Erfahrung entstanden.
Struktur
Das Stück ist durch eine lange
Pause in zwei Teile geteilt.
Man kann es aber auch als
dreiteilig ansehen,
wenn man es hinsichtlich der Klangmaterialien
betrachtet:
Der erste Teil reicht bis zur
Mitte der zweiten Zeile,
in der der Wiederholungsteil
endet, und der zweite ist ein Fermate-Teil.
Da der letzte Akkord, der 21mal
wiederholt wird, zeitlich überproportional ausgedehnt ist,
kann man ihn auch
als einen dritten Teil wahrnehmen.
Wenn dieser Akkord als Nachklang
des Fermate-Teils betrachtet wird,
können auch die Pause und
die ihr folgenden drei Akkorde der zweiten Zeile
als Nachklang des ersten Teils
gesehen werden.
Dadurch ergibt sich wieder andere
Zweiteiligkeit:
Bis zur Mitte der zweiten Zeile und danach bis zum
Ende.
Dieses Stück ist auf unserer CD, die neulich fertig
war.
Wenn Sie Interesse haben, lesen Sie auch hier.
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