29.12.2007  Kunsu Shim   "trace, elements (IIa)"
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Kunsu Shims Auffassung von Musik ist stark geprägt von einem intensiven,
aber nicht intentionalen Hinhören auf die akustische Beschaffenheit von Natur und Alltag.
Besondere Bedeutung kommt dabei der Stille zu:
Sie schärft die Wahrnehmung für kleinste Details und kann dazu beitragen,
dass die „Dinge des Lebensg gleichsam „zu sprecheng beginnen.
Voraussetzung dafür ist ein geduldiges (Ab-)Warten,
eine Bereitschaft für das Spiel mit der (eigenen) Erinnerung
und Erwartung sowie die Neugier auf ein zeiträumliches „Zwischeng
– all dies jenseits alltäglichen Zieldenkens.
(Christian Utz)


"trace, elements (IIa)" wurde 2005 für das Klavierduo Hara geschrieben.
Das Stück besteht aus einer Folge von 25 clusterartigen Akkorden,
die beide Spieler durchgängig leise, im regelmäßigen zeitlichen Abstand
und mit Halbpedal spielen.
Alle Klänge klingen dabei - mit wenigen Ausnahmen - aus,
indem sowohl das Verklingen als auch die Stille nach einem Klang eine wesentliche Rolle spielen.

"trace, elements (IIa)" MUSIKBEISPIEL
KUNSU TRACE ELEMENTS IIA

Das Stück wird von einer langen Stille geteilt.
Die Gliederung scheint zunächst sehr einfach,
beide Teile sind jedoch intern auf eine komplexe Weise verbunden,
was der äußeren einfachen Struktur eine organische Tiefe verleiht.
Die Bewegung in Shims Musik ist elementar und ähnelt dem Atmen oder Gehen.
Seine Musik „bewegt sichg, ohne dass man irgendwohin geführt wird.
Kunsu Shim schafft Klänge von edler Nacktheit, fern gewöhnlicher musikalischer Orte:
sie ruhen in sich, gleichsam neutral, doch Orte des Anfangs.


Kunsu Shim erzählte uns einmal eine Geschichte:
eines Tages saß er in einem leeren Raum.
Durch große Fenster strahlte die Nachmittagssonne tief in ihn hinein.
Es war so still, als ob sogar diese Stille nicht existieren würde.
Er dachte, er brauche diesem Raum nichts hinzu zu fügen,
da er ihm so vollkommen schien. Dabei war ihm bewusst geworden,
dass Musik genau wie Licht in diesem Raum wirken sollte. 

„trace, elements (IIa)g ist aus dieser Erfahrung entstanden. 




Struktur

Das Stück ist durch eine lange Pause in zwei Teile geteilt. 
Man kann es aber auch als dreiteilig ansehen,
wenn man es hinsichtlich der Klangmaterialien betrachtet:
Der erste Teil reicht bis zur Mitte der zweiten Zeile,
in der der Wiederholungsteil endet, und der zweite ist ein Fermate-Teil.
Da der letzte Akkord, der 21mal wiederholt wird, zeitlich überproportional ausgedehnt ist,
kann man ihn auch als einen dritten Teil wahrnehmen.
Wenn dieser Akkord als Nachklang des Fermate-Teils betrachtet wird,
können auch die Pause und die ihr folgenden drei Akkorde der zweiten Zeile
als Nachklang des ersten Teils gesehen werden.
Dadurch ergibt sich wieder andere Zweiteiligkeit:
Bis zur Mitte der zweiten Zeile und danach bis zum Ende.

 

Dieses Stück ist auf unserer CD, die neulich fertig war.
Wenn Sie Interesse haben, lesen Sie auch hier.
 

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